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Störtebekers Holz

Von Wood-Mizer, Deutschland

Bühnenbild links

Im Jahre 1959 wurden in Ralswiek im Zuge eines Kulturauftrages der DDR die „Rügenfestspiele“ in Leben gerufen. Man fand einen wunderschönen Platz zwischen dem Schloss Ralswiek und dem Boddenufer für die Naturbühne und spielte in 5 Sommern bis 1981 die dramatische Ballade „Klaus Störtebeker“. Im Gegensatz zu dem damaligen Stück wird bei den Störtebeker-Festspielen, die seit 1993 unter der Leitung von Ruth und Peter Hick aufgeführt werden, die Legende vom Seeräuber Klaus Störtebeker, der mit seinen Vitalienbrüdern am Ende des 14. Jahrhunderts die Ostsee befuhr, in immer wieder neuen Episoden mit immer wieder neu gestalteten Bühnenbildern erzählt.

Über 150 Schauspieler und Statisten, 30 Pferde, vier Schiffe, und jede Menge Stunts und Spezialeffekte begeisterten bisher weit mehr als 4 Millionen Zuschauer. In diesem Jahr beginnt eine Trilogie um das Gold Störtebekers und so wird vom 20. Juni bis 05. September allabendlich „Das Vermächtnis“ zu sehen sein. Von September bis Mai geht es allerdings eher um Störtebekers Holz, da haben 12 der 28 festen Mitarbeiter der Firma Störtebeker Festspiele alle Hände voll zu tun um das aufwendige Bühnenbild rückzubauen und, rechtzeitig zur nächsten Saison ein neues zu vollenden.

 

 

Die Mitarbeiter der Bautruppe kommen aus den verschiedensten Baugewerken und sind alle schon seit 1993 mit dabei. Klaus Tiedge, unter dessen Regie die Baupläne des Architekten Falk von Wangelin Gestalt annehmen, hat vor 11 Jahren eine LT40 mit Elektromotor und Hydraulik gekauft und seither werden nicht mehr teure Schnitthölzer aus Bayern geholt, sondern nur noch Rügener Bäume verarbeitet. Angeschafft wurde die Säge damals, weil man so viel flexibler planen konnte und nicht schon weit im Vorfeld die detailierten Holzlisten fertig stellen muss. Wird in der Bauphase noch ein zusätzlicher Balken gebraucht, der ursprünglich nicht kalkuliert war, ist das kein Problem. Ausserdem sind viele Holzmaße die gebraucht werden auf dem Markt schwer, oder nur für viel Geld zu bekommen.

 

 

Eine anderere Marke als Wood-Mizer stand für sie nie zur Debatte, das lag auch am angebotenen Schärfservice. Die Sägebänder werden in Schletau aufgearbeitet, so brauchte man die entsprechenden Geräte nicht anschaffen, außerdem fehlt für diese Arbeit auch die Zeit. Schon mitten im Jahr beginnt die Planung für die nächste Saison, sucht er sich mit den Förstern der Umgebung geeignete Stämme aus die dann eingeschlagen und in das Sägewerk, 2km von der Bühne entfernt, gebracht werden. Statt eines alten Gatters steht jetzt die Wood-Mizer dort und schneidet jedes einzelne Stück Holz das verbaut werden soll, vom größten Balken bis hin zur kleinsten Leiste. In all den Jahren mussten an der Säge nur die üblichen Verschleißteile wie Rollen und Riemen ausgewechselt werden.

 

 

Natürlich wurde die Maschine gut gepflegt, das ist Voraussetzung für effektives Arbeiten. 300-360 Fm Fichte und Kiefer werden in jedem Jahr verarbeitet. Dazu kommt noch etwa 1/3 des Holzes vom alten Bühnenbild, das wiederverwertet werden kann aber vorher oft in andere Dimensionen umgearbeitet werden muss. Früher, erzählt Klaus Tiedge, wurde alles direkt auf der Bühne zusammengenagelt, heute werden die einzelnen Wände im Sägewerk vormontiert und dann mit einem Radlader und einem Autokran vor Ort aufgestellt. In dem ganzen Bühnenbild wird nicht ein Nagel verarbeitet, alles wird geschraubt, damit es sich einfach demontieren lässt. Die Fassade besteht hauptsächlich aus beschichteter Hartfaser und etwa 3000m² Ecodur, einem Kunststoff, den sie selber mit einer Tiefziehmaschine verarbeiten. Das Bühnenbild muss solide und äußerst stabil gebaut werden, denn Windstärken zwischen 8 und 10 muss es schon aushalten.

 

 

Bis zum Jahresende, so erzählt Tiedge, muss eine Seite des Bühnenbildes fertig sein, sonst wird es eng. Dabei ist egal ob es in Strömen regnet oder ob 10 cm Schnee liegt. Sie haben einen straffen Zeitplan , der vom Architekten stets im Auge behalten wird und eingehalten werden muss. Immer wieder kommt es vor, dass die Arbeiten von Schaulustigen unterbrochen werden, die auch außerhalb der Saison gerne einen Blick auf den Festspielplatz werfen möchten und dann unvermittelt unter einem Kran auftauchen oder durch ein Fenster lugen. Das ist natürlich streng verboten, denn mit den Falltüren, dem Tiefgang und einem Loch, in dem, je nach Bedarf Wasser oder ein Luftkissen ist, ist die Bühne ein nicht ganz ungefährlicher Platz. Steht die Rohbühne, muss sie von Bühnenmalern gestaltet werden und ab Mai beginnen die Proben. Während der Vorstellung auf der größten Naturbühne Deutschlands wird nichts dem Zufall überlassen.

 

 

Aus dem Regiestand werden alle Kommandos für Schauspieler, Statisten, Beleuchter, Schiffsführer und Spezialeffekte über Funk koordiniert. Ist die Bauphase abgeschlossen sind die Bühnenbauer für die Reinigung und Instandhaltung des Geländes zuständig, und führen tagsüber Besichtigungsgruppen. Die meisten haben einen zweiten Job bei den Störtebeker-Festspielen und stehen abends entweder als Statisten oder Reiter auf der Bühne oder wirken als Techniker, Beleuchter oder Pyrotechniker hinter den Kulissen mit. Das sind dann extrem lange Arbeitstage und an Privatleben ist in dieser Zeit nicht viel zu denken.

Klaus Tiedge beschreibt die Firma als eine Familie, wo alle zusammen anpacken und mit Hingabe bei der Sache sind. Schon seit längerer Zeit haben wir geplant einen Wood-Mizer Firmenausflug nach Rügen zu machen um uns die Festspiele anzusehen. In diesem Jahr haben wir es geschafft und uns 20 Karten gebucht um den Start der Trilogie des Klaus Störtebeker anzusehen. Kaum zu glauben, aber Plätze für die Wochenendvorstellungen sind jetzt schon knapp. Karten bestellen kann man übrigens unter Tel. :03838-31100 w Fax: - 313192 oder per email unter info@stoertebeker.de